Entstehungsgeschichte -so, wie die Bienen die Blumen finden
Die erste Jugendfarm Deutschlands begann sich durch Thyra und Edgar Boehm seit 1962 im Elsental zu entwickeln. Mit Ponys hinterm Haus für die eigene Familie fing alles an. Und „wie Bienen die Blumen, so finden Kinder Tiere“ (Thyra Boehm).
1969 strömten bis zu 300 Kinder wöchentlich aus der ganzen Umgebung ins Elsental zum Spielen, Mithelfen und Reiten, und nachdem keines weggeschickt wurde, entwickelte sich daraus nach und nach ein offenes Betreuungsangebot.
Im privaten Rahmen konnte das nicht weitergeführt werden. Nach einigem Zögern wurde ein Verein gegründet. Dieser Verein gab dem Geschehen im Elsental Rahmen und Namen.
1972 wurde im Elsental auf lnitiative von Thyra und Edgar Boehm hin der Bund der Jugendfarmen gegründet, mit der Intention, ein geistiges und kommunikatives Zentrum sowie eine Anlaufstelle für die neue Bewegung zu schaffen und bei der Gründung weiterer Jugendfarmen in Stuttgart und ganz Deutschland zu helfen. So hat die Jugendfarmbewegung in Deutschland ihren Ausgangspunkt im Elsental genommen und sich von da aus weiterentwickelt.
Charakteristisch für den unkonventionelle Schwung, der die Arbeit durchwehte ist der Slogan:
Schmutzig aber glücklich auf der Jugendfarm! Jede schmutzige Hose spart uns ne Neurose.
Die Familie Boehm stand der Anthroposophie Rudolf nahe.Es wurde jedoch nie der Versuch unternommen eine anthroposophische Einrichtung zu begrűnden. Vielmehr ist die Zeit der Entstehung der Farm von einer sehr individuellen und unkonventionellen Lebenseinstellung geprägt Die Pionierphase im Elsental hat viele Jugendliche und junge Mitarbeiter auf ihrem Lebensweg nachhaltig beeinflusst.Es herrschte Aufbruchstimmung. Es wurde viel improvisiert, es wurde ausprobiert und es bildete sich das heraus, was wir heute als Stil, Atmosphäre und Grundgepräge der Arbeit der Jugendfarm Elsental kennen:
„Herzlich Willkommen!“
Thyra leitete die Farm im Elsental bis 1986. Durch ihr Handeln entstand das, was wir heute Farmpädagogik nennen.
Edgar Boehm engagierte sich bis zu seinem Tod im Jahre 1984 als 1. Vorsitzender des Bundes der Jugendfarmen für die Ausbreitung der Idee Jugendfarm in ganz Deutschland.
Sein Verdienst ist es, dass die Jugendfarmbewegung 1969 sich ausbreiten konnte, die Idee bekannt wurde und die Arbeit einen finanziellen und rechtlichen Rahmen bekam.
Die wesentlichen der ursprünglichen Leitgedanken sind noch heute Grundmotive aller Jugendfarmen:
Offenheit, Kostenfreiheit, Schaffung von Freiräumen, Ermöglichen von Primärerfahrungen.
In den ersten 10 Jahren wurde viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet und neuen Plätzen Gründungshilfen gegeben. Oft waren es Gespräche am Küchentisch und im Wohnzimmer, die Menschen inspirierten, einen eigenen Platz zu gründen. Es war jedoch nicht die Zeit der Konzeptionsentwicklung. Das Ereignis Jugendfarm wurde einfach gelebt. Die Notwendigkeiten rund um die Tiere und Kinder bestimmten das Handeln und Schaffen, es gab keine geregelten Arbeitszeiten. Man arbeitete, solange es Arbeit gab – und die geht in solchen Zeiten nie aus.
Getragen war die Arbeit von dem Impuls, der in einem Flugblatt der 70er Jahre wie folgt beschrieben ist:
WAS WIR WOLLEN:
Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen helfen, in freiem Spiel ihre schöpferischen und handwerklichen Anlagen zu entfalten, in spielenden und arbeitenden Gruppen Fähigkeiten zum Zusammenleben zu entwickeln und in verantwortlichem Umgang mit Tieren und Natur ein gesundes Verhältnis zur Umwelt zu gewinnen.